//Empfehlung

Es kursiert das Gerücht, Export aus Berlin beschränke sich nur mehr auf innovative Erfrischungsgetränke und Gentrifizierungsdebatten, wahlweise diskussionslustige Betrunkene und frische Umbauideen. Neue, aufregende Bands aus der Stadt vernimmt man hingegen eher selten. Selbst Neuankömmlinge hört man sagen: „Irgendwie alles so kleinteilig hier.“ Doch nun kommt die Ausnahme: Fenster.

Fenster sind schlichtweg wundervoll und wer sie einmal live erlebt, wird feststellen, dass diese Band alle Erwartungen übertrifft, die sich nach einem Hördurchlauf ihres Albums Bones aufbauen. Schwer zu beschreiben, was da auf der Bühne passiert. Es stimmt einfach alles.

JJ, Jonathan und Lukas halten sich an den Grundsatz „weniger ist mehr“ und schaffen mit minimalen Instrumentierungen und reizenden Zeilen raumfüllende Inszenierungen des Schönen. Nicht zu verwechseln mit kantenlosem Wohlfühlfolk. Fenster wählen mit Bedacht, wann eine karge Banjomelodie durch einen Kanon von Glockenspiel und Keyboardorgel aufgehoben wird, und wann JJs Gesang, der mitunter an Nina Nastasia erinnert, alles wieder umwirft. Spannungsbögen bekommt die Band wohl täglich zum Frühstück kredenzt.

Auf Bones verwandeln sie scheinbar willkürlich zusammenspielende Hintergrundgeräusche zu bezirzenden Liedstrukturen. U-Bahn-Gemurmel, Tambouringerassel und Stimmkaskaden, die auch mal die Wörter Fleet und Foxes im Hinterkopf aufblinken lassen, treten in den Vordergrund, knallende Türen und schepperendes Glas geben den Rhythmus vor.

Der glückliche Umstand „richtige Menschen, richtige Zeit, richtiger Ort“ trifft auf Fenster zu. Denn eins haben sie vielen verwandten Bands voraus: Ihre Musik spielt im Hier und Jetzt, nicht etwa auf amerikanischen Straßen oder in englischen Vororten des letzten Jahrhunderts. Ergo können sie sich dem Erobern von geneigten Herzen gar nicht entziehen, was sich bei jedem ihrer zahllosen Liveauftritte auf’s Neue zeigt.

Wir empfehlen, es uns nachzutun, und sich für Minuten von Fenster entrücken zu lassen. Wenn nicht im gleichen Raum, dann durch Bones, dass man sich hier anhören und kaufen kann.

(Foto: Maxime Ballesteros)

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